Neues aus dem Juli 2021

Liebe Menschen,

sacht und leise gingen hier bei uns die letzten Tage des Julis in den August über und wir fühlen kaum, dass eigentlich Sommer ist. Feucht und kühl ist es, unbeständig und seltsam dunkel für diese Zeit des Jahres, in der wir sonst daran gewöhnt sind in der Gluthitze des Hochsommers das Getreidestroh knackend trocknen zu hören, mit dem Geruch von Staub und weichem Teer in der Nase. Dieses Jahr ist alles anders. Einerseits leichter, andererseits schwerer, manchmal einfach nur anders.

Der anhaltende ergiebige Regen zwang uns über drei Wochen lang zur Geduld. Wir mussten die Pflanzung der letzten Winterkulturen wie Grünkohl und Radicchio immer wieder aufschieben, da der Boden einfach viel zu nass war, um ihn bearbeiten zu können. Die Jungpflanzen haben darunter sehr gelitten. Nun ist es aber geschafft! Die letzten Zwischenfrüchte sind eingearbeitet und außer dem Porree ist alles gepflanzt! Mit dem Umbruch der letzten Beete haben wir unseren schicken neuen BCS-Einachsschlepper eingeweiht, der Anfang Juli bei uns eingezogen ist. Mit einer für unsere Beete passenden Arbeitsbreite und einer sehr fein justierbaren Tiefenführung, können wir nun noch ressourcen- und bodenschonender arbeiten.

Die zweite große Anschaffung dieser Saison ist nun auch bei uns angekommen: Wir haben ein Bewässerungssystem für Freiland und Folientunnel. Zum Teil fühlt sich die Installation der Leitungen, Kupplungen, Schläuche und Regner an wie ein 100m langes dreidimensionales Puzzle aber so langsam findet jedes Teil seinen Platz. Damit werden wir nun viel Zeit sparen können, da die Bewässerung der Kulturen im Folientunnel nicht mehr von Hand gemacht werden muss und sind gleichzeitig gut gerüstet, falls es einen trockenen Spätsommer geben sollte.

Wir stecken weiterhin viel Zeit in die Pflege der gepflanzten und gesäten Kulturen. Es wird gehackt, gejätet, gedüngt, gemulcht, geuntersaatet, ausgegeizt, gewickelt, entblattet, gemäht, gesenst, benetzt, bewässert… Dank all dieser Bemühungen und zahlreichen Handgriffe, stehen viele unserer Kulturen gut da und die Beikräuter machen ihre Arbeit, ohne für die Kulturpflanzen zum Problem zu werden. Besonders die Gemüse, die gut mit viel Feuchtigkeit und mäßigen Temperaturen auskommen, sehen super aus, so zum Beispiel der Kürbis.

Problematisch ist, dass bei dieser Witterung die Pilzerkrankungen, die sich für gewöhnlich gegen Ende des Sommers einstellen, dieses Jahr schon sehr früh Einzug gehalten haben. Krautfäule in den Freilandtomaten, Grauschimmel in den Buschbohnen, Falscher Mehltau in den Freilandgurken, Septoria-Blattflecken im Knollensellerie u.a. Alles Pilze, die die feuchte Kühle und das nasse Laub an den Pflanzen lieben und sich unter diesen Bedingungen prächtig vermehren können, zum Leidwesen unserer Pflanzen. Wir versuchen dem zu begegnen, indem wir erkrankte Pflanzenteile, oder im schlimmsten Fall die ganze Pflanze, entfernen um den Infektionsdruck zu reduzieren. Wir entfernen älteres Laub an den Tomaten, das anfälliger für Pilze ist als junges, und schaffen damit gleichzeitig eine bessere Luftzirkulation, wodurch die Pflanzen schneller abtrocknen. Außerdem versuchen wir unsere Pflanzen fit zu machen. Vitale Pflanzen ertragen Pilzinfektionen besser als gestresste. Die Pilze breiten sich weniger schnell im Gewebe aus und die Pflanzen können ihnen ‚davonwachsen‘. Ein wichtiges Hilfsmittel dabei ist ein Tee aus Ackerschachtelhalm, den wir 5:1 bis 10:1 verdünnt auf die Pflanzen spritzen. Das im Schachtelhalm enthaltene Silizium stärkt das Blattgewebe und wirkt dem pilzlich-wuchernden Chaos strukturgebend entgegen. Eine weitere Maßnahme, um die Pflanzen möglichst lange vital und wachsend zu erhalten, ist die Spritzung mit Komposttee. Mit unserem selbst gebauten 30l Vortex können wir kleine Mengen herstellen und unsere Gemüsekulturen und Jungpflanzen alle zwei bis drei Wochen mit Komposttee versorgen.

Wir hoffen, mit diesen Maßnahmen unsere Pflanzen möglichst lange gesund erhalten zu können. Durch den erst spät und nur halb in Schwung gekommenen Sommer, hat sich der Erntebeginn für viele lang ersehnte Sommerkulturen wie Zucchini, Gurke und Tomate weit nach hinten geschoben -letzte Woche wurden die ersten Tomaten verteilt. Durch die früh einsetzenden Pilzerkrankungen, wird die Ernteperiode für manche Kulturen leider auch schnell vorbei sein. Die Freilandgurken und Freilandtomaten werden voraussichtlich in wenigen Wochen so krank sein, dass wir sie dem Kompost anvertrauen werden. Umso schöner ist es, dass unsere Tomaten im Folientunnel, trotz der anhaltend hohen Luftfeuchtigkeit, noch sehr gesund sind und für die kommenden Wochen eine reiche Ernte vorausahnen lassen.

Neben den Pilzen werden manche unserer Kulturen auch von tierischen Störenfrieden bedrängt. Besonders in Kohl und Kürbis fühlen sich die zahlreichen Schnecken wohl. Unsere Auberginen und zunehmend auch die Tomaten werden von Kartoffelkäfern angenagt, die im Moment in regelrecht marodierenden Horden durch die Straßen von Leidenhofen ziehen. Wir sammeln die Käfer und ihren gefräßigen Nachwuchs regelmäßig ab, trotzdem werden es ständig mehr. Blattläuse hatten wir bisher nur vereinzelt zu Besuch. Die Läuse fühlen sich bei diesem Wetter nicht wohl und den Rest erledigen die zahlreichen Marienkäfer und Schwebfliegen.

Auch abseits des Ackers haben sich in den letzten Wochen spannende Dinge und große Ereignisse zugetragen. U.a. hat Elisa Anfang Juli den praktischen Teil der ‚offiziellen‘ Gärtnerprüfung abgelegt und ist nun staatlich geprüfte Gärtnerin in der Fachrichtung Gemüsebau. Außerdem hatten wir am vergangenen Wochenende einen Großteil unseres ehemaligen Lehrjahrs der bio-dynamischen Ausbildung zu einem Abschlusstreffen bei uns zu Gast.

Wir spüren nun deutlich, dass die große Zeit des Wachsens für dieses Jahr vorbei ist. Es gibt immer noch viel zu viel zu tun, zu denken, zu planen und zu entscheiden aber alles geht ein bisschen langsamer, verliert an Dringlichkeit und an Dynamik. Manches von dem, was nicht geschafft wurde, wurde eben nicht geschafft und kann nun nicht mehr nachgeholt werden. Die Zeit dafür ist vorbei. Den nächsten Versuch gibt es erst im nächsten Jahr. Jetzt werden wir mit dem, was wir geschafft und dem, was wir verpasst haben, leben und sehen, was daraus wird. Und eine kleine, federleichte Schwere legt sich auf unsere Herzen.

Manu, Elisa & Gertrünther